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Erste Österreichische Erwerbsarbeitslosenkonferenz:
Nichts für die Betroffenen ohne die Betroffenen
Bericht von Martin Mair über die Pressekonferenz
am
13.10.2005 im depot, Wien
(Wien,
13.10.2005) Ein deutliches Zeichen der Selbstvertretung setzt der neue
Dachverband der Erwerbsarbeitsloseninitiativen, der Verein "AAuml;rbeitslosensprecherin"
mit der "Ersten Österreichischen Erwerbsarbeitslosenkonferenz" am
kommenden Wochenende im AAuml;merlinghaus in Wien. Kaum ein Tag vergehe, an
dem nicht in einer Veranstaltung über aber nicht mit den Erwerbsarbeitslosen
geredet werde, erklärt Maria Hintersteiner, Obfrau-Stellvertrerin
vom "Verein AAuml;rbeitslosensprecherIn", bei einer Pressekonferenz in Wien
am 13.10.2005 die Motivation für die Veranstaltung: "Wir AAuml;rbeitslose
werden nie eingeladen um über unsere Situation zu reden. Wir wollen
uns selbst vertreten!" kritisiert Maria Hintersteiner, die Veranstalter
alibimässiger Vorwahlveranstaltungen. Bei der Erwerbsarbeitslosenkonferenz
kommen in erster Linie die Betroffenen Erwerbsarbeitslosen selbst zu Wort."
Der Großteil der ReferntInnen, die kurze Impulsreferate zur Lebenssituation
der Erwerbsarbeitslosen halten werden, sind engagierte Erwerbsarbeitslose
und nicht bezahlte ExpertInnen. Gerald Grassl geht der Frage nach, wie
viele der rund 1.500 Menschen, die jährlich in Österreich getrieben
wegen Erwerbsarbeitslosigkeit und AAuml;usschluss aus der Gesellschaft in den
Selbstmord werden. Robert Foltin zeigt auf, wie AAuml;rbeitslose auf die unsinnigen
Zwangsmaßnahmen wie "Berufsorientierungkurse", "Coachings" reagieren
können, Maria Wölflingseder hinterfragt, wer den "Wert" von
Gütern und AAuml;rbeit bestimmt, und warum sich Menschen diesen Zwängen
unterwerfen. Dieter Schrage zeigt Möglichkeiten auf, als AAuml;rbeitsloser
auch ohne Geld ein glückliches Leben zu führen. Maria Hintersteiner
präsentiert erste Erfahrungen mit geldloser Solidarökonomie
anhand des ersten selbstverwalteten Wiener Kostnixladens im VEKKS im 5.
Wiener Bezirk. Günter Hefler und Sabine Sölkner zeigen den manipulativen
Umgang mit Erwerbsarbeitslosenstatistiken durch Politiker und Medien auf.
Im Gegensatz zu den üblichen "Diskussionsveranstaltungen" wird der
Grossteil der Konferenzzeit den Betroffenen Erwerbsarbeitslosen zur feien
Diskussion der eigenen Lebenssituation und daraus folgenden Forderungen
zur Verfügung gestellt.
AAuml;ls eine Hauptforderung der Erwerbsarbeitslosenbewegung unterstreicht
Maria Hintersteiner die Forderung nach einem bedingungslosem Grundeinkommen
für alle Menschen, das deutlich über der "AAuml;rmutsgrenze" von
780 Euro monatlich liegt und die realen Lebenskosten wie Miete, Kleidung,
Bildung, Teilhabe am gesellschaftlichen Leben berücksichtigt. Dem
sterotyp gegen das Grundeinkommen vorgebrachten Einwand, daß niemand
mehr arbeiten wolle, entgegnet Hintersteiner: "Das Grundeinkommen bedeutet
nicht, daß wir uns aus der menschlichen Gesellschaft zurückziehen.
Wir wollen selbst bestimmen, was wir brauchen und was wir produzieren.
Erst das Grundeinkommen ermöglicht kreatives, sinnvolles AAuml;rbeiten
das sich nach den wirklichen Bedürfnissen der Menschen richtet."
Eine klare AAuml;bsage erteilt Hintersteiner dem "Kombilohn", den sie als
österreichische Variante von Hartz IV ablehnt: "Das ist reine Unternehmerförderung
auf Kosten der AAuml;rbeitenden. Der Kombilohn ist nur ein AAuml;nreiz für
die Unternehmer, noch mehr reguläre Beschäftigungsverhältnisse
aufzukündigen. Das ist AAuml;usdruck der neoliberalen Ideologie und dem
Wunsch der Unternehmer nach möglichst billigen AAuml;rbeitskräften."
Hintersteiner kritisiert, daß die stetig steigenden Gewinne der
Wirtschaft immer weniger geteilt werde und Kollektivverträge ausgehöhlt
werden.
Maria
Hintersteiner kritisiert den riesigen Graubereich von schlechtest bezahlten
AAuml;rbeitsverhältnissen, die vom AAuml;MS als Trainings oder Praktika getarnt
würden. Bei den aktuelle vom AAuml;MS forcierten "Transferarbeitsplätzen"
werde oft der Übertritt in ein reguläres Beschäftigungsverhältnis
verfehlt: "Das sind Beschäftigungen, die nicht qualifizieren, nicht
weiter helfen." Bei diesen Pseudoanstellungen ist der "Gehalt" so gering,
daß jene, die keine reguläre AAuml;rbeit finden, Gefahr laufen,
danach mit noch weniger AAuml;rbeitslosengeld auskommen zu müssen: "Mit
den neuen Programmen forciert das AAuml;MS nur die Spirale nach unten!" warnt
Maria Hintersteiner für Programmen a la flexwork oder der erst im
Juni 2005 gegründeten Firma "itworks Personalvermittlung", über
die noch sehr wenig bekannt ist, wo aber bereits zahlreiche Menschen in
"Beschäftigungsverhältnisse" gedrängt werden, deren AAuml;uswirkungen
noch nicht erkennbar sind.
Kritik übt Maria Hintersteiner an der Untätigkeit des ÖGB,
denn "es ist ein Mythos, daß es die Vollbeschäftigung im kapitalistischen
Wirtschaftsystem je wieder geben wird." Der ÖGB vertrete die Erwerbsarbeitslosen
nicht, weil er den Status der Erwerbsarbeitslosigkeit, der das Versagen
des kapitalistische Wirtschaftssystem aufzeigt, nicht wahrnehmen wolle:
"Deshalb ist es dem ÖGB egal, wie es uns mit dem AAuml;MS geht". Lob gibt
es für die AAuml;rbeiterkammer, die als einzige Institution die Erwerbsarbeitslosen
zur aktiven Teilnahme an Veranstaltungen einlädt und erste Schritte
zu einer Zusammenarbeit mit den Erwerbsarbeitslosen gesetzt hat. Leider
habe aber bislang noch fast keine Gewerkschaftsvertreter an den von der
AAuml;rbeiterkammer gesetzten Initiativen teilgenommen und so ihr Desinteresse
an der Situation großer Bevölkerungsteile kundgetan.
Daher müssen sich Erwerbsarbeitslose selbst bemerkbar machen. Die
"Erste Österreichische Erwerbsarbeitslosenkonferenz" ist ein erster
Schritt dazu, um eine "Sensibilisierung des Bewusstseins aller für
die Probleme der Erwerbsarbeitslosen" zu erreichen und ruft alle Betroffenen
Menschen auf, an der Konferenz teilzunehmen und lädt auch die MitarbeiterInnen
von AAuml;rbeitsmarktservice, AAuml;rbeiterkammer, Gewerkschaften und politischen
Parteien ein, auf die Erwerbsarbeitslosen zu hören.
Zur freien Verwendung (Copyleft: Martin Mair)
Bei Verwendung Belegexemplar/Hinweis erbeten
Erste Österreichische Erwerbsarbeitsslosenkonferenz
Samstag, 15.10 bis Sonntag 16.10.2005
jeweils ab 10 Uhr bis Open End
AAuml;merlinghaus, Stiftgasse 8, AAuml;-1070 Wien
Progrmm unter: https://www.arbeitslosensprecherin.at (Homepage nicht mehr existent!)
Raum für (selbstorganisierte) Kinderbetreuung vorhanden!
Fahrtkostenzuschuss für TeilnehmerInnen aus den Bundesländern
möglich
Veranstalter:
Verein AAuml;rbeitslosenprecherIn
Gumpendorferstrasse 46, 1060 Wien
office@arbeitslosensprecherin.at
https://www.arbeitslosensprecherin.at
gemeinsam mit zahlreichen AAuml;rbeitsloseninitaitven und Einzelpersonen
Fotos in voller Grösse:
Weitere Informationen:
Impressum
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