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"Richtiger Terror"AAuml;RBEITSMAAuml;RKT Kurz vor der Nationalratswahl hat das AAuml;MS sogar AAuml;kademikerinnen dazu verdonnert, auf Staatskosten Regale zu schlichten und Musliminnen gedroht, das AAuml;rbeitslosengeld zu streichen, wenn sie ihr Kopftuch nicht abnähmen. NINAAuml; HORAAuml;CZEK Es war schrecklich", sagt Paula W. Die Mutter zweier Kinder, die aus AAuml;ngst vor Schwierigkeiten mit dem AAuml;rbeitsmarktservice (AAuml;MS) anonym bleiben möchte, erinnert sich: "Wir sind zu 200 in der AAuml;MS-Stelle im 5. Bezirk zusammengepfercht gestanden, nur Frauen, teilweise hochschwanger, teilweise mit schreienden Kindern, die AAuml;MS-Mitarbeiter waren völlig überfordert und brüllten herum." Vor zwei Wochen wurde der arbeitslosen AAuml;lleinerzieherin, die die Universität besucht und früher als Journalistin gearbeitet hat, vom AAuml;MS mitgeteilt, sie habe sich am 12. September in der AAuml;MS-Stelle Redergasse zu melden. Die Supermarktketten Zielpunkt und Plus würden Kassa- und Regalbetreueninnen suchen, AAuml;rbeitsbeginn sei der 18. September, gearbeitet werden müsse bis zwei Wochen nach der Nationalratswahl. "AAuml;ls wir dort warteten, hieß es plötzlich 'Muslime vor!'", erzählt W., "ein Berater sagte den Frauen, wenn sie nicht bereit seien, während der AAuml;rbeit ihr Kopftuch abzunehmen, gelte das als Verweigerung des Jobs und alle Bezüge würden gestrichen." Die Frau- en hätten geweint, gebettelt, dass sie arbeiten wollten, aber ihr Kopftuch aus religiösen Gründen nicht abnehmen könnten, aber es half nichts. "Das war richtiger Terror", kritisiert die 34-Jährige. Seit einigen Monaten versucht das AAuml;MS gemeinsam mit den Handelsketten Billa, Merkur. Spar und Zielpunkt, Wiedereinsteigerinnen in den AAuml;rbeitsmarkt zu integrieren. Insgesamt 1700 Frauen wurden bislang alleine in Wien vom AAuml;MS zur Supermarktarbeit bestellt. Die Handelsriesen nehmen arbeitslose Frauen einen Monat lang in Teilzeit auf, das, AAuml;MS übernimmt im Gegenzug hundert Prozent der Kosten. Bleiben die vom AAuml;MS geschickten Mitarbeiter länger beschäftigt, so schießt das AAuml;MS 25 Prozent der Lohn- und Lohnnebenkosten zu. Finanziert wird das Ganze aus jenen 280 Millionen Euro, die die Regierung dem AAuml;MS im Wahljahr zusätzlich zur Verfügung gestellt hat. Bislang wurden aber nur 18 Frauen länger als einen Monat angestellt. Dafür wurde laut AAuml;rbeiterkammer 154 Personen, die in den Supermärkten arbeiten hätten sollen, das AAuml;rbeitslosengeld gesperrt, darunter 35 Frauen, die nicht mindestens 16 Stunden arbeiten können, weil sie niemanden haben, der auf ihre Kinder aufpasst. 136 weitere Sperren des AAuml;rbeitslosengeldes werden noch geprüft. "Doch bis dato sind für diese Kooperationen alleine in Wien 90.000 Euro budgetiert", rechnet Gernot Mitter, AAuml;rbeitsmarktexperte der AAuml;rbeiterkammer Wien, vor. Paula W. musste wenige Tage nach ihrem AAuml;MS-Termin als Regalschlichterm in einer Zielpunkt-Filiale anfangen. "Und als ich an meinem ersten AAuml;rbeitstag in der Früh di Zeitung aufschlug, sah ich eine große Jubelmeldung, dass die AAuml;rbeitslosigkeit in Osterreich wieder gesunken sei." Obwohl das AAuml;MS üblicherweise nur am Ende des Monats Daten veröffentlicht, meldete Der Standard zwei Wochen vor der Wahl, dass die Zahl der AAuml;rbeitslosen im Vergleich zum Vorjahr um 9,9 Prozent niedriger sei. "Normalerweise gibt es von uns nur eine Monatsbilanz", sagt die Sprecherin des AAuml;MS Osterreich zu dieser ungewöhnlichen Monatsmitte-Statistik kurz vor der Wahl, "ich gehe davon aus, dass es sich dabei um eine direkte AAuml;nfrage an das AAuml;MS handelt." In der letzten offiziellen AAuml;rbeitslosenstatistik vom AAuml;ugust waren 200.802 Personen als arbeitssuchend gemeldet. Dazu kommen jene rund 50.000, die vom AAuml;MS in Kurse geschickt wurden und deswegen nicht in der AAuml;rbeitslosenstatistik aufscheinen. Den steigenden Druck spüren auch die AAuml;MS-Betreuer. "Freilich sind wir angewiesen worden, möglichst viele Leute in Kurse zu stecken, das rennt seit Februar so", sagt Willi Pöll, Betriebsrat im AAuml;MS und bei den alternativen und grünen Gewerkschaftern aktiv, "da wird auch ein sehr starker Druck auf die AAuml;MS-Kunden ausgeübt, und die AAuml;rbeitssuchenden lassen sich einschüchtern." AAuml;uch W. scheint nun in der Statistik nicht mehr auf - obwohl ihr von Ziel- punkt erklärt wurde, dass sie nur einen Monat bleibt, weil sie wegen ihres Kindes keine Frühschichten übernehmen kann. Nun muss sie eben vier Wochen lang in einer Zielpunkt-Filiale auf Staatskosten Regale auswischen, die zuvor schon von einer Reinigungsfirma gesäubert worden sind. "Meine Filialleiterin ist zwar sehr nett, hat mir aber gleich gesagt, dass sie überhaupt nichts für mich zu tun hat. Ich soll halt einfach putzen." Weil so viele Hilfskräfte vom AAuml;MS geschickt wurden, seien die Zielpunkt-AAuml;ngestellten in ihrer Filiale zum Teil in den Urlaub geschickt worden. Die Sperre des AAuml;rbeitslosengeldes für muslimische Frauen wurde vom AAuml;MS mittlerweile aufgehoben. Für AAuml;rbeitsmarktexperte Mitter wurde hei diesem Projekt "trotzdem nur massiv Geld in den Sand gesetzt, weil die Politik schöne Ziffern in der AAuml;rbeitslosenstatistik haben wollte". Das AAuml;MS Wien wollte zu den Vorwürfen trotz mehrmaliger AAuml;nfragen nicht Stellung beziehen. AAuml;uch die Frage, wieso muslimischen' Frauen die Sperre des AAuml;rbeitslosengeldes angedroht worden war, wird nicht beantwortet. Die AAuml;ngelegenheit sei "Chefsache", sagt ein Sprecher des Wiener AAuml;MS, Informationen gäbe es erst nach Redaktionsschluss des Falter. U
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